Rauchen wird 2022 strafbar & illegal: ein ganzes Land rauchfrei

Dieses Land macht das Rauchen strafbar & will Tabakprodukte für illegal erklären – und durch ein lebenslanges Rauchverbot eine komplett rauchfreie Generation erziehen.

Raucherinnen und Raucher müssen sich derzeit nicht nur aufgrund der Winter-Kälte warm anziehen, wenn sie draussen qualmen und an der Zigarette ziehen. Auch sonst weht Tabakkonsumenten zunehmend ein eisiger Winder entgegen. In der Schweiz fordert eine breitabgestützte Allianz eine Erhöhung der Zigaretten-Preise auf durchschnittlich 14 Franken pro Zigi-Schachtel. Und erst kürzlich entschied der Europäische Gerichtshof, dass künftig alle Zigarettenautomaten mit Schockbildern ausgestattet werden sollen, die visuell auf die gesundheitlichen Folgen des Rauchens hinweisen. Doch dieses Land geht zehn Schritte weiter – mit weltweiter Signalwirkung.



Ein Land erklärt Rauchen für illegal

Der Pazifikstaat Neuseeland will mit seinem «Smokefree 2025 Action Plan» gänzlich neue Wege beschreiten und Rauchen für illegal erklären resp. für zukünftige Generationen lebenslang verbieten. Die stellvertretende neuseeländische Gesundheitsministerin Dr. Ayesha Verrall nannte den Plan voller Stolz einen «mutigen» Vorschlag. Und sie hat Recht. Denn die Illegalisierung von Tabakprodukten ist ein weltweit einzigartiges Vorgehen. Neuseeland nimmt somit eine Vorreiterrolle ein.

«Es ist ein historischer Tag für die Gesundheit unserer Bevölkerung», verkündet Dr. Ayesha Verrall voller Stolz.

Was dem ambitionierten «Smokefree Plan» in die Hände spielt: Neuseeland hat bereits heute eine vergleichsweise tiefe Raucherquote. Stand 2018 rauchten 11,6% der Bevölkerung. Also deutlich weniger als beispielsweise in der Schweiz, wo 27,1% der Bevölkerung rauchten (Stand 2017). ABER: trotz der tiefen Raucherquote Neuseelands ist das Rauchen nach wie vor die häufigste, vermeidbare Todesursache, warnt die stellvertretende Gesundheitsministerin Dr. Ayesha Verrall. Die verursachten Schäden durch das Rauchen seien insbesondere bei den Ureinwohnern, den Maori (22% Raucherquote), sowie in den Gemeinden mit niedrigem Einkommen spürbar.

«Rauchen ist immer noch die Hauptursache für vermeidbare Todesfälle in Neuseeland und verursacht eine von vier Krebserkrankungen. Rauchbedingte Schäden sind in unseren Māori, pazifischen und einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen besonders häufig anzutreffen. Die Raucherquoten bewegen sich zwar in die richtige Richtung, aber wir müssen mehr und schneller tun, um unser Ziel zu erreichen. Wenn sich nichts ändert, wird es Jahrzehnte dauern, bis die Raucherquote der Māori unter 5 Prozent fällt, und diese Regierung ist nicht bereit, die Menschen zurückzulassen. Wir haben bereits die volle Wirkung der Verbrauchssteuererhöhungen gesehen. Die Regierung hat erkannt, dass weitere Erhöhungen den Menschen nicht helfen werden, mit dem Rauchen aufzuhören, sondern sie werden die Raucher, die sich abmühen, das Rauchen aufzugeben, nur weiter bestrafen. Deshalb enthält unser heute veröffentlichter Plan neue Massnahmen, die uns helfen, unser Ziel zu erreichen», erklärt die stellvertretende Gesundheitsministerin auf der Webseite der Regierung Neuseelands.

«Wir wollen sicherstellen, dass junge Menschen nie mit dem Rauchen anfangen. Deshalb werden wir den Verkauf oder die Abgabe von gerauchten Tabakerzeugnissen an neue Jahrgänge von Jugendlichen unter Strafe stellen. Wer zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes 14 Jahre alt ist, wird niemals legal Tabak kaufen können», erklärt Gesundheitsministerin Verrall, die sich als Ärztin selbst mit den Folgen des Rauchens konfrontiert sah. «An all die Patienten, um die ich mich gekümmert habe, die von Tabak umgebracht wurden oder Schaden genommen haben – das ist für euch.»

Der «Smokefree Plan» sieht vor, dass sich bis zum Jahr 2025 nur noch weniger als fünf Prozent der neuseeländischen Bevölkerung als Raucher bezeichnen.

 

Raucher-Mindestalter 80 Jahre

Für bestehende Raucher soll das Rauchverbot allerdings nicht gelten. Wer nämlich älter als das neu ab 2022 jedes Jahr steigende Mindestalter ist, darf laut dem Gesetz weiter rauchen (jedoch lediglich Zigaretten mit deutlich niedrigerem Nikotingehalt).

Das heisst: theoretisch könnten Raucherinnen und Raucher auch noch 65 Jahre nach dem Inkrafttreten des Rauchverbots Zigaretten kaufen – vorausgesetzt sie sind dann mindestens 80 Jahre alt (Mindestalter 80 im Jahr 2087).

 

Erste rauchfreie Generation: So funktioniert es

Eine komplett rauchfreie Generation erziehen? Wie soll das funktionieren?


  • 1. Konkret plant die Regierung von Neuseeland, dass alle Jugendlichen und Kinder, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens des Gesetzes 14 Jahre alt oder jünger sind, nie im Leben Tabak kaufen werden können. Denn das Mindestalter, ab dem Rauchen legal ist, soll ab Ende 2022 jedes Jahr entsprechend angepasst und heraufgesetzt werden.

 

  • 2. Auch an die Entwöhnungsphase hat die Regierung gedacht: «Wenn wir verhindern, dass Menschen mit dem Rauchen anfangen, und denen, die rauchen, beim Aufhören helfen, decken wir beide Enden des Spektrums ab.» Aus diesem Grund soll der Nikotingehalt von Zigaretten so sehr reduziert werden, damit es einen für Raucherinnen und Raucher einen Entwöhnungseffekt zur Folge hat.

 

  • 3. Neu soll es nur noch ausgewählten Läden erlaubt sein, Zigaretten und andere Tabakprodukte verkaufen zu können.

 

  • 4. Die Suchtberatungsstellen des Landes sollen deutlich mehr Geld bekommen als bisher. «Wir wissen, dass es sehr schwer ist, sich das Rauchen abzugewöhnen, und dass einige Raucher verständlicherweise viel Unterstützung brauchen, bis diese Änderungen in Kraft treten. Im Haushalt 2021 wurden 36 Millionen Dollar für Gesundheitsförderungsprogramme, den Ausbau der Dienste zur Raucherentwöhnung und für pazifische Gesundheitsdienstleister bereitgestellt, damit diese massgeschneiderte Unterstützung für die pazifischen Gemeinschaften anbieten können.»

 

  • 5. Damit der Handel und die Industrie nicht zu stark leiden, sieht die neuseeländische Regierung für die Dauer von 4 Jahren eine Übergangsfrist vor.

 

  • 6. Vom Rauchverbot ausgenommen sind E-Zigaretten. Aber: nur mit wesentlich geringerem Nikotingehalt.

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